Start Allgemeines Gegenthese zu Amazon

Gegenthese zu Amazon

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mohamed_hassan (CC0), Pixabay

Das kanadische Unternehmen Shopify gilt als Anti-Amazon – und der in Deutschland geborene Firmengründer Tobias Lütke als Gegenthese zu Jeff Bezos. Shopify stellt kleinen und großen Unternehmen die Werkzeuge für eigene Webshops zur Verfügung – eine große Kundenplattform gibt es nicht. Mit enormem Wachstum während der Pandemie mehrten sich die Spekulationen, genau das könnte Shopifys nächster Schritt sein.

Hierzulande klingt der Firmenname zwar vertraut, das liegt aber an den Hunderten Internet-Start-ups, die sich ab Mitte der 2000er Jahre einen Namen mit der Endung „–ify“ gaben. 2006 – recht zeitnah zum Musikstreamingdienst Spotify – trat in Kanada auch Shopify auf den Plan. Der in Konstanz geborene Lütke galt als Programmierwunderkind, wanderte mit 21 nach Kanada aus und gründete zunächst einen Snowboard-Onlineshop, den er dann Richtung E-Commerce-Lösungen ausbaute und schließlich unbenannte.

Kleine wie große Unternehmen bezahlen zwischen 30 und 2.000 Dollar im Monat und dafür, die Dienstleistungen des Unternehmens für Onlinehandel zu verwenden: eine Verkaufswebsite, Bezahldienst, Inventursoftware, PR- und Werbetools, Social-Media-Vernetzung und, und, und.

Spotify nutze die Lücke, die Amazon geradezu freiwillig abtrat. Der Onlinegigant hatte eigentlich seinen eigenen Dienst für Händler. Doch das Projekt Webstore verblasste im Vergleich zu den Umsätzen auf der Amazon-Website. Konzernchef Bezos entschied sich dafür, das Geschäft abzustoßen – und gab 2015 auch die Kunden an Shopify ab. Eine Million Dollar zahlte das kanadische Unternehmen, wie „Bloomberg Businessweek“ berichtete. Und für Shopify, das gerade an die Börse gegangen war, sollte sich die Investition lohnen.

„Amazon versucht, ein Imperium aufzubauen – und Shopify versucht, die Rebellen zu bewaffnen“, sagte Lütke vor einigen Jahren. Tatsächlich nutzte dem kanadischen Unternehmen der gute Ruf, lokale Händler, die sich bei Amazon immer wieder eher benachteiligt fühlten, anzulocken. Denen gewährte man sogar Kredite, um ihre Geschäfte aufzubauen. Mehr als zwei Milliarden Dollar wurden seit 2016 verborgt.

Namhafte Kunden sorgten für Prestige und Glamour: Kylie Jenner, Taylor Swift, Lady Gaga und Pharrell Williams gehören ebenso zu den Kunden wie schicke Modelabels – und ebenso Großunternehmen wie der Bürobedarfskonzern Staples und die US-Restaurantkette Chipotle Mexican Grill.

Eine Zeitlang erfüllte Shopify auch die klassischen Klischees, was aufstrebende Technologiekonzerne tun zu haben: Ihre Zentrale hat den Look eines Abenteuerspielplatzes zu haben und andere Dienstleister aufzukaufen. Man bezog einen Wolkenkratzer in Ottawa, baute in einem Stock eine Gokart-Bahn und bot den Angestellten Tischtennis-, Gaming- und Yogaräume an. Geschluckt wurden kleine Entwicklungsstudios, Zahlungsabwickler und auch Handshake, eine Plattform, mit der man in den Business-to-Business-Markt einstieg.